von Julia Ferch
Im ersten Teil unserer Reihe zum Thema Businessplan hast du erfahren, was der Businessplan ist, wie du ihn erstellst und wozu du ihn gebrauchen kannst. Du hast den ersten Teil verpasst? Hier nachlesen!
Nachdem wir also einiges über die spaßigen Teile des Businessplans wissen, kommen wir zu einem für viele weniger interessanten Thema. Der Zahlenteil ist eines der wichtigsten Elemente deines Businessplans und sollte sorgfältig ausgefüllt werden. Es kann sich lohnen, wenn du dir dafür Hilfe holst – aber dazu später mehr.
Was steht im Zahlenteil?
Der Zahlenteil, auch Finanzplan oder einfach Finanzteil genannt, ist das Herzstück deines Businessplans. Ja, deine Vision und Traumkunden zu beschreiben, macht sicher mehr Spaß. Jedoch ist es dieser Teil, der zum Beispiel die Arbeitsagentur besonders interessiert (falls du beispielsweise einen Gründungszuschuss beantragst). Er zeigt, wo du als Unternehmer*in startest, wie sich dein Unternehmen in den ersten Jahren nach der Gründung voraussichtlich entwickeln wird und dass deine Geschäftsidee (hoffentlich) finanziell tragfähig ist. Dargestellt wird all dies in umfangreichen Tabellen:
- Rentabilitätsplan: Hier werden dein voraussichtlicher Umsatz, deine laufenden Betriebskosten sowie steuerliche Abgaben gegenübergestellt, um den Gewinn zu ermitteln.
- Privatentnahmen: Darin werden deine monatlichen privaten Ausgaben zusammengestellt.
- Betriebskosten: Diese Tabelle listet monatsweise deine betrieblichen Ausgaben auf.
- Gründungskosten: Hier werden alle Kosten aufgeführt, die direkt mit der Gründung zusammenhängen, wie Büroeinrichtung, Gründungsberatung oder Webdesign.
- Investitionen erklärt sich von selbst. Sollten welche anstehen, werden sie hier aufgelistet.
- Umsatzplanung: Diese ausführliche Tabelle zeigt auf, welche Umsätze du voraussichtlich in welchem Monat und mit welchem deiner Angebote erzielen wirst.
- Liquiditätsplanung: Hier kommen alle Fäden zusammen. Der Liquiditätsplan zeigt genau, in welchem Monat du wie „flüssig“ bist. Dafür werden Geldeingang, betrieblicher Geldausgang, steuerliche Verpflichtungen und Privatentnahmen miteinander verrechnet. Am Ende siehst du genau, in welchem Monat du wie viel Plus oder Minus auf dem Konto erwarten kannst.
Wie du den Zahlenteil ausfüllst
Vielleicht denkst du jetzt sowas wie: „Okay, dann lasse ich es lieber bleiben mit dem Businessplan.“ Nichts schreckt viele von uns mehr ab als die Aussicht auf einen Haufen kleinteiliger Tabellen. Die gute Nachricht? Du kannst dir Hilfe holen! Dafür gibt es verschiedene Optionen:
- Gründungsberater füllen die umfangreichen Tabellen gemeinsam mit dir aus. Das ist die sicherste Methode, alles wasserdicht hinzubekommen. Wenn du einen Gründungszuschuss beantragst, solltest du das ernsthaft in Betracht ziehen, da es einige Kleinigkeiten zu beachten gibt.
- Wenn dir dafür die Mittel fehlen oder du es lieber alleine angehen möchtest, gibt es auch Tools, die dich durch die Erstellung führen. Zum Beispiel die kostenlos nutzbare Gründerplattform (gruenderplattform.de).
- Oder wenn du es lieber komplett selbst probieren möchtest: Lade dir eine Excel-Vorlage herunter und stürz dich auf eigene Faust in die Tabellen. Die IHK München stellt beispielsweise online ein Muster zur Verfügung.
Bevor du dich aber auf die eine oder andere Weise an die Tabellen machst, fehlt noch ein ganz wichtiger Aspekt: deine Preise.
Gehen wir einen Schritt zurück: Preiskalkulation
Im Normalfall sollten deine Preise schon vor dem Zahlenteil in deinem Businessplan auftauchen – es kann also gut sein, dass du für die verschiedenen Services, die du anbietest, bereits Preise definiert hast. Nimm die Erstellung des Zahlenteils aber ruhig zum Anlass, diese noch mal kritisch zu hinterfragen. Denn viele von uns legen gerade am Anfang einfach irgendeinen Preis fest – oder lassen sich von ihren Kunden diktieren, wie viel sie abrechnen. Jeder von uns ist jedoch individuell und braucht daher auch individuelle Preise. Deshalb solltest du auch nicht einfach das übernehmen, was zum Beispiel deine Kolleg*innen so angeben.
Wenn du all das schon bedacht hast und dir sicher bist, dass deine Preise gut zu deiner Situation passen, super! Du kannst den Tab schließen (oder für später abspeichern). Falls du jedoch wie viele Kolleg*innen zu Beginn der Selbstständigkeit keinen blassen Schimmer hast, wie du deine Preise kalkulieren kannst, haben wir hier einen Überblick für dich.
Crashkurs Preisgestaltung
Machen wir es kurz und übersichtlich, um den Rahmen nicht zu sprengen. Wir gehen dabei vom Großen zum Kleinen und kommen so auf Preise, von denen du tatsächlich leben kannst. Achtung: Die Zahlen in den folgenden Beispielen sind rein fiktiv und stellen ausdrücklich keine Empfehlung dar! Sie dienen der Veranschaulichung und sind zufällig gewählt.
Schritt 1: Lege dein Jahreseinkommen fest. Trage zusammen, wie hoch deine jährlichen Ausgaben sind und vergiss auch nicht, dass du als Selbstständige selbst für deine Krankenversicherung und Altersvorsorge aufkommen musst. Am Ende hast du eine Zahl, zum Beispiel (absolut fiktiv) 50.000 €.
Schritt 2: Entscheide, wie viele Tage du im Jahr arbeiten wirst. Klar, das Jahr hat 365 Tage. Aber du solltest natürlich auch Pausen einplanen – zieh Wochenenden und Feiertage ab, gib dir ein paar Wochen Urlaub und denk auch dran, Krankheitstage einzubeziehen. Sagen wir, du kommst am Ende bei 200 Tagen raus.
Schritt 3: Überlege, wie viele Stunden du pro Tag verkaufen kannst. Denn auch, wenn du 8 Stunden am Tag arbeiten wirst, heißt das nicht, dass du auch 8 Stunden abrechnen kannst. Der Anteil administrativer Arbeit als Selbstständige ist nicht zu unterschätzen. Gehen wir mal von 4 Stunden bezahlter Arbeit pro Arbeitstag aus. Das sind in unserem Beispiel also 200 Tage x 4 Stunden = 1000 Stunden im Jahr.
Schritt 4: Stundensatz berechnen. Das ist jetzt einfach! Teile einfach dein angestrebtes Jahreseinkommen durch deine verfügbaren Stunden. In unserem Beispiel ergibt das einen Stundensatz von 50 €. So weit, so gut! Die meisten von uns rechnen aber nicht nach Stunden ab, sondern nach Filmminuten, Wörtern oder Zeilen.
Schritt 5: Dein Preis pro Einheit. Tracke deine Zeit während der Arbeit: Wie viele Filmminuten kannst du in einer Stunde bearbeiten? Wie viele Wörter übersetzen? Davon ausgehend kannst du jetzt ganz einfach deinen Preis pro Einheit berechnen.
Schritt 6: Steh zu deinen Preisen! Damit dein Businessplan nicht nur theoretisch aufgeht, sondern dein Unternehmen auch in der Realität tragfähig ist, solltest du deinen Preisen treu bleiben. Setze dir ein absolutes Minimum und lass dich nicht weiter runterhandeln. Ja, das ist schwer, gerade am Anfang – aber denk dran, dass du auch langfristig von deiner Arbeit leben möchtest! Und das geht eben nur mit nachhaltigen Preisen.
Noch mal zusammengefasst:
Der Zahlenteil im Businessplan soll zeigen, dass dein Unternehmen finanziell tragfähig ist. Ihn auszufüllen, kann eine Herausforderung sein, aber es gibt Hilfe. Die Basis dafür sind gut kalkulierte Preise. Ob deine Preise hoch genug angesetzt sind, merkst du daran, dass deine Liquiditätsplanung aufgeht – oder eben nicht. Dann gilt es, neu zu kalkulieren. Und damit dein Businessplan auch in der Realität funktioniert, solltest du unbedingt zu deinen Preisen stehen!
Du hast noch Fragen? Gemeinsam sind wir stärker und können uns gegenseitig helfen, also vernetze dich so viel wie möglich mit Kolleg*innen – zum Beispiel durch einen Beitritt zum AVÜ.
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