Du bist ganz neu selbstständig oder überlegst, das Abenteuer zu wagen? Dann wird dir das Thema „Businessplan“ vermutlich an der ein oder anderen Stelle begegnet sein oder noch begegnen. Oft wird er von Banken oder von der Arbeitsagentur verlangt, z. B. wenn du einen Antrag auf Gründungszuschuss stellst. Vielleicht geht es dir wie mir damals und dein erster Gedanke ist: „Oh nein, nicht noch mehr Papierkram, von dem ich keine Ahnung habe“?

In dieser kleinen Blog-Reihe möchten wir dir zeigen, was es beim Businessplan zu beachten gilt und vor allem, welche Erfahrungen wir ganz persönlich damit gemacht haben.

Was ist ein Businessplan überhaupt
und was bringt er mir?

Grob gesagt: Im Businessplan hältst du schriftlich deine Geschäftsidee fest, definierst deine Ziele und arbeitest ein Konzept aus, wie du diese erreichen willst.

Diese detaillierte Auseinandersetzung mit der eigenen Unternehmung ist natürlich vor allem für Neustarter*innen besonders wichtig, um herauszufinden, ob die Selbstständigkeit überhaupt eine gute und dauerhaft tragfähige Idee ist. Aus Erfahrung kann ich sagen: ich bin froh, dass ich bei meiner Gründung einen BP schreiben musste – auch wenn ich ihn damals eher verflucht habe. Ich war gezwungen, mir einen Fahrplan zu skizzieren und mich wirklich realistisch mit der Zahlenseite meiner Selbstständigkeit zu befassen. Davor war ich die Sache nämlich eher nach dem Motto „Ich probier´s halt mal“ angegangen und hatte z. B. nicht bedacht, dass ich ja auch Urlaubs- und Krankheitstage bei meiner Preisgestaltung berücksichtigen muss. Gerade eine fundierte Preiskalkulation ist aber enorm wichtig, um deine Leistung nicht unter Wert zu verkaufen und nicht im gefürchteten Dumpingpreis-Karussell zu landen.

Folgende Aspekte sollten
in deinen Businessplan einfließen:

1.            Strukturierte Zielsetzung

Was möchte ich mit meiner Selbstständigkeit erreichen? Wieviel muss ich erwirtschaften, um von der Tätigkeit leben zu können? Gehe ich gleich „All-in“ oder sichere ich mich anfangs mit einem Nebenjob ab? Welche Work-Life-Balance stelle ich mir vor?

2.            Marktanalyse und Positionierung

Welche Dienstleistungen biete ich an? In welchem Bereich möchte ich tätig sein? Wie sieht die Markt- und Konkurrenzsituation aus? Was sind aktuelle Trends und Entwicklungen, auf die ich mich einstellen sollte? Habe ich ein Alleinstellungsmerkmal, das mich von Mitbewerbern unterscheidet? Gibt es eine lukrative Nische für mich?

3.            Finanzplanung und Ressourcenmanagement

Was sind meine Betriebskosten? Wie kalkuliere ich meine Preise? Wann und wie bilde ich Rücklagen? Was ist mit Steuern? Wie überbrücke ich die Anfangszeit? Ab wann will/muss ich schwarze Zahlen schreiben (Prognose der Umsatzentwicklung)?

4.            Risikomanagement

Welche Versicherungen brauche ich? Was kann ich bei Auftragsflaute tun? Wie sichere ich mich für den Krankheitsfall ab? Was mache ich bei Zahlungsausfall? Bin ich breit genug aufgestellt? Welche technischen Sicherheits- und Backup-Maßnahmen sind notwendig?

5.            Kommunikation und Vermarktung

Wie komme ich an Aufträge? Wie präsentiere ich mich potentiellen Kunden? Kann ich von Partnerschaften und Kooperationen mit Kolleg*innen profitieren? Welche Netzwerke kann ich nutzen? In welchen Verbänden (außer dem AVÜ 😉) sollte ich Mitglied sein?

Natürlich erhebt diese Auflistung keinen Anspruch auf Vollständigkeit und online findest du evtl. anders strukturierte und ausführlichere BP-Anleitungen, die jedoch oft Aspekte (z. B. Standort-Analyse) enthalten, die für uns als Freiberufler*innen gar nicht so relevant sind. Deshalb habe ich versucht, hier eher einen allgemeinen Überblick der Themen zu vermitteln. Während einige der Fragen bestimmt schnell und einfach zu beantworten sind, werden dir andere vielleicht großes Kopfzerbrechen bereiten. Ich tat mich besonders schwer mit der prognostizierten Umsatzentwicklung, weil da mehr oder weniger verlangt wird, die Zukunft vorherzusagen – ohne dass man auf eigene Erfahrungswerte zur Auftragssituation oder zur eigenen Produktivität zurückgreifen kann. Ich habe damals die Einnahmen in der Anfangsphase bewusst eher am niedrigen Ende angesetzt, was sich letztendlich dann auch mit der Realität gedeckt hat. Es braucht einfach Zeit, sich am Markt zu etablieren und auch die Bearbeitung der Aufträge dauert anfangs länger.

Und weil das Thema „Zahlen im Businessplan und Preisgestaltung“ so wichtig ist, widmen wir ihm einen eigenen Blog-Beitrag – demnächst im zweiten Teil der Blog-Reihe.

Fachkundige Stellungnahme

Falls du für deinen Businessplan noch eine Stellungnahme einer fachkundigen Stelle brauchst, gibt es dafür verschiedene Optionen, z. B. die Industrie- und Handelskammern, Banken, Fachverbände oder Steuerberatungen, Existenzgründungsberatungen oder Wirtschaftsprüfer. Diese Stellen verlangen für die Begutachtung meist Gebühren. Ich war damals zur Erstberatung zum Thema Existenzgründung bei zwei Steuerberaterinnen; eine hat mir einen Text aus dem Internet ausgedruckt, die andere hat mir ihre Gebühr für die Prüfung des BP genannt und mir im gleichen Atemzug eine lokale Gründerinnen-Initiative empfohlen, die es viel günstiger anbietet. (Ihr könnt euch denken, wer seitdem meine Steuerberaterin ist.) Dort habe ich neben einer tollen Beratung noch den Tipp bekommen, dass der BDÜ die Prüfung für Mitglieder kostenlos macht (zumindest war das damals so). Mein Tipp wäre daher, die Preise bei verschiedenen Stellen zu vergleichen und auf jeden Fall zu schauen, ob es bei dir in der Umgebung ähnliche, nicht-kommerzielle Gründungsberatungen und Initiativen gibt.

Businessplan als Analysetool
im „laufenden Betrieb“

Wenn die Gründung geklappt hat und alles läuft, sollte der Businessplan immer wieder zum Abgleich zwischen den darin festgelegten Zielen und dem Ist-Zustand herangezogen werden. Auf diese Weise erkennst du schnell, ob es irgendwo hakt und du eventuell Gegenmaßnahmen wie verstärkte Akquise oder Kosteneinsparungen ergreifen musst. Und natürlich ist es auch ein tolles Gefühl, wenn das Gegenteil der Fall ist und du schwarz auf weiß siehst, dass es tatsächlich gut läuft.

Aber auch für „alte Hasen“ kann es hilfreich sein, sich zwischendurch immer mal wieder bewusst und aktiv mit der unternehmerischen Seite des Berufs auseinanderzusetzen. Natürlich musst du dazu nicht unbedingt einen kompletten BP ausarbeiten, vielleicht reicht es auch, dir einen Nachmittag zu blocken, an dem du dich mit den oben genannten Aspekten und Fragen beschäftigst und dir auf dieser Basis einen Fahrplan für das nächste Jahr schreibst. Möglicherweise erkennst du so Verbesserungsbedarf bei gewissen Punkten, wirst an Themen erinnert, die du immer wieder vor dir herschiebst, und bist gezwungen, dich regelmäßig aktiv mit der aktuellen Marktsituation auseinanderzusetzen und ggf. deine Ziele entsprechend anzupassen. Der BP ist somit also ein hilfreiches Werkzeug, wenn du dein unternehmerisches Handeln strategischer und strukturierter angehen und eine Routine für regelmäßige Zwischen-Analysen entwickeln möchtest.

Unter uns: in den zehn Jahren, seitdem ich meinen BP geschrieben habe, habe ich diesen Soll/Ist-Abgleich vielleicht einmal gemacht, irgendwann im ersten Geschäftsjahr. Und obwohl sich seither in meinem privaten und beruflichen Leben einiges verändert hat, habe ich mir noch keinen neuen Plan gemacht. Höchste Zeit also, auf meinen eigenen Rat zu hören und mich demnächst mit einem neuen BP (in abgespeckter Form) zu befassen.

Weiterführende Links:

https://www.guide-muenchen.de

https://www.ihk-muenchen.de/businessplan

https://www.bundesregierung.de/breg-de/service/publikationen/gruenderzeiten-ausgabe-nr-7-businessplan-728216